Das Gefühl, das in uns während dieser Situation hochgekommen ist, ist ein guter Anhaltspunkt, um den Trigger zu erkennen. Der Trigger ist der Knopf, den andere Menschen drücken, um uns zu etwas bewegen zu können.
Lesen Sie hier, wie Sie Alltagssituationen auf Manipulationsversuche testen können. Überprüfen Sie, ob Sie an Fäden hängen, die andere Menschen in den Händen halten, oder ob Sie selbstbewusst auf Ihr Gefühl vertrauen und bereits langjährige innere Mechanismen überwunden haben.
Die Manipulationen funktionieren deshalb so gut, weil wir ständig im Bewertungsmodus sind. Doch erst mal zu den Grundlagen.
Bewertungen sind Urteile, die wir ständig fällen. Wir beurteilen Situationen, andere Menschen und uns selbst.
In unserem Kopf wimmelt es von Urteilen, wie z.B. „Der/Die/Das ist gut.“, „Der/Die/Das ist schlecht.“ „Der/Die/Das ist schön.“, „Der/Die/Das ist hässlich.“, „Der/Die/Das macht das toll.“, „Der/Die/Das hat es voll verbockt.“ usw.
Die Beurteilungen von Situationen sind wichtig, weil sie uns vor Gefahren warnen und uns helfen, die richtige Wahl zu treffen.
Dadurch können wir Alternativlösungen entwickeln und einschätzen, worauf wir uns einlassen wollen und worauf nicht.
Wir haben seit frühester Kindheit gelernt, die alltäglichen Situationen zu bewerten, das sichert unser Überleben oder zumindest einen schönen Urlaub.
Wir haben unsere Werte entwickelt, durch die erlebte Bewertung unserer Eltern. Mit Gedanken von „Ich bin gut, wenn ich eine gute Note bekommen habe, weil meine Eltern dann zufrieden sind.“ oder „Ich bin erfolgreich, wenn ich einen sicheren Job habe.“ haben wir die Lernerfahrung gemacht.
Das ist der Anfang eines bitteren Kreislaufs, weil es unsere Lebensweise ist. Sagen uns andere Menschen, dass wir etwas sehr gut können, glauben wir das. Sagen sie das nicht, sind wir es auch nicht.
Im Umkehrschluss haben andere Personen einen riesigen Einfluss darauf, was wir über uns denken. Sie können uns bestärken oder uns klein halten, weil unsere Meinung ÜBER UNS auf ein Fundament der Beurteilung von außen gebaut ist.
Eine Abhängigkeit beinhaltet immer die Möglichkeit der Manipulation. Wer auf die Bestätigung von außen angewiesen ist, kann leicht manipuliert werden.
Ein kleines Beispiel: Angenommen, ich bin ein leistungsfähiger und loyaler Mitarbeiter, der Überstunden nicht scheut. Mein Chef ist ein Mensch, der die Anweisung hat, für bessere Zahlen zu sorgen. Welches Urteil kommt bei mir an, wenn er dazu übergeht, mich nicht mehr zu loben, sondern nur noch eine Rückmeldung zu geben, wenn ich Fehler gemacht habe?
„Ich war nicht gut genug, ich habe Fehler gemacht!“
Mit wird mitgeteilt: Ich habe schlecht gearbeitet. Meine Reaktion: Ich versuche weiter, meine Bestätigung von außen zu bekommen und werde mehr Arbeitszeit investieren, um eine bessere Leistung abzuliefern.
Fazit: Weil ich nicht gelernt habe, meinem Gefühl zu vertrauen (= leistungsfähiger und loyaler Mitarbeiter), übernehme ich die Meinung meines Chefs. Ich hinterfrage die Aussage nicht und übernehme seine Bewertung als korrekt.
Es gibt viele Situationen, in denen wir eine von außen kommende Bewertung ohne Prüfung in unsere Denkstruktur übernehmen. Machen Sie sich klar, was Sie sich damit antun.
Sie bleiben in einem Kreislauf stecken und sind auf andere Menschen angewiesen, die Ihnen sagen, dass Sie super sind. Wollen Sie das wirklich?
Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihre Fäden abzuschneiden und der Experte in Ihrem Leben zu sein, der Sie sowieso schon sind.
Die nachfolgende Checkliste besteht aus den Fragen, die Sie sich stellen können, um Licht in den Manipulationskreislauf zu bringen. Darunter finden Sie eine kurze Erklärung, danach ein paar Beispiele zum besseren Verständnis.
Manipulation ist ein hartes Wort, aber letztendlich läuft es darauf hinaus. Oft ist es den Beurteilenden nicht klar, dass sie einen Manipulationsversuch machen. Es gibt viele Begründungen, warum Sie sich ändern sollten – aus deren Blickwinkel.
Gehen Sie in den Check. Nehmen Sie sich eine schlechte Beurteilung vor, ob aus der Familie, aus dem beruflichen Umfeld oder aus dem Freundeskreis bleibt allein Ihnen überlassen.
Was wird Ihnen genau vorgeworfen?
(Beispiele: schlechte Arbeitsleistung, falsch reagiert/überreagiert, inkonsequent gewesen, nicht das Richtige getan, arrogant gewesen, gelogen, schlechte Gesellschaft gesucht, falschen Partner gewählt, nicht gesund ernährt, etwas Falsches gesagt, betrunken gewesen, Kind mit einer Lüge davon kommen lassen, …)
Das Gefühl, das in uns während dieser Situation hochgekommen ist, ist ein guter Anhaltspunkt, um den Trigger zu erkennen. Der Trigger ist der Knopf, den andere Menschen drücken, um uns zu etwas bewegen zu können.
(Beispiele: Unwohlsein, Trotz, Wut, Angst, Kleinheit, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Gleichgültigkeit, Ärger, Sprachlosigkeit, …)
Was haben Sie danach für Gegenmaßnahmen eingeleitet? Hier ist die Wichtigkeit erkennbar, was Sie auf sich nehmen, um nicht mehr ein solches Urteil zu bekommen.
(Beispiele: mehr Arbeitsleistung investiert, eingelenkt und nachgebessert, Besserung gelobt, neuen Freundeskreis gesucht, mit Rechtfertigungen verteidigt, Rückzug angetreten, nach Möglichkeiten gefragt, …)
Hintergrund dieser Frage ist es, den möglichen Beweggründen auf die Spur zu kommen. Die Eltern haben z.B. Angst um ihr Kind, der Partner hat vielleicht ein Eifersuchtsthema oder die Kollegen sind evtl. neidisch auf Ihren guten Kontakt zum Chef.
(Beispiele: Partner, Familie, Chef, Kollegen, Freunde, Bekannte, …)
Hinterfragen Sie sich! Sehen Sie das – aus Ihrem eigenen Blickwinkel – genauso? Dabei geht es um Ihre rein subjektive Wahrnehmung. Sie kennen sich besser als jeder andere Mensch auf dieser Erde. Nur Sie wissen, was Sie bisher erlebt und erfahren haben. Sie sind der einzige Mensch, dessen Beurteilung für Sie relevant sein sollte.
(Beispiele:
Letztendlich sind Sie der Experte in Ihrem Leben. Sie wissen, warum Sie etwas tun oder auch nicht tun. Warum sollte sein Urteil mehr Wert sein als Ihr eigenes Empfinden? Sie sind verantwortlich für Ihre Taten. Dies dürfen Sie sich bewusst machen.
Schauen Sie nochmal in Punkt 4. Das Verhältnis zwischen Ihnen beiden bietet schon erste Ideen für mögliche (unbewusste) Manipulationsversuche. Der Beurteiler kennt nur einige Aspekte von Ihnen und hat in der Regel keine Kenntnis darüber, warum Sie so reagiert haben.
(Beispiele: Vielleicht hat er sich geärgert und versucht, Sie in eine bestimmte Richtung zu lenken. Er meint, etwas tut Ihnen nicht gut und Sie sollten anders reagieren. Weitere Möglichkeiten sind schon in Punkt 5 aufgeführt.)
Sollte das der Fall sein, können Sie Ihre situationsbedingte Verhaltensweise verändern. Sollte das nicht der Fall sein, versucht der Beurteiler, Sie in eine bestimmte Richtung zu drängen.
Er manipuliert Sie. Bitte nehmen Sie es nicht persönlich. Meistens passiert das unbewusst. Bisher hat dieser Mechanismus zwischen Ihnen hervorragend funktioniert. Steigen Sie aus diesem Kreislauf aus. Schauen Sie, was passiert. Verhaltensänderungen können zu Irritationen im Umfeld führen. (Mehr dazu im Blog 09/2017)
Bitte ärgern Sie sich nicht darüber. Freuen Sie sich, dass Sie eine neue Sichtweise bekommen und Ihnen so etwas zukünftig weniger passieren wird.
Zum Abschluss wünsche ich Ihnen neue Einblicke in Ihr Leben und freue mich, wenn Sie mir von Ihren Erfahrungen und Erlebnissen in den Kommentaren berichten wollen.
Sollten Sie sich in einigen Punkten entdeckt haben, im nächsten Blogbeitrag geht es um den zweiten Teil der Bewertungen. Um die Bewertungen, die wir über uns fällen – ganz alleine, ohne von außen gegängelt zu werden. Das ist ein Ego-Trick, mit dem wir uns von vielen positiven Dingen fernhalten.
Blogbeitrag: Oktober 2017 / Bildnachweis: pixabay.com
Lieben Dank, für den wertvollen Input, liebe Helga!
Liebe Wiebke,
das freut mich sehr, ganz lieben Dank für das Feedback.
Liebe Grüße
Helga